Feuerwehr-Auto

Heute wie versprochen die neuste Kindergarten-Tasche im Detail.

 

Schon für unseren Ältesten habe ich die Kindergartentasche selber genäht, genau wie meine Mutter diese für meine Geschwister und mich genäht hatte. Damals noch auf meiner alten, billigen Nähmaschine. Und erst noch mit Blachen-Stoff, der damals grad schwer in Mode war. Ganz ohne Verzierungen, einfach in blau und grün, mit einem Baumwollfutter. Ich hab mir fast die Zähne daran ausgebissen und die Nähte waren krumm und schief. Ich habe mir geschworen: "Nie wieder Blachen vernähen!" Aber der Grosse war glücklich und trug stolz sein handgemachtes "Chindsgitäschli". Und einmal so eine Tradition begonnen, konnte ich dann nicht mehr damit aufhören.

Für die Zwillinge habe ich dann Jeansstoff verwendet, was in der Verarbeitung viel einfacher war. Allerdings hat meine Nähmaschine öfter mal grundlos nur noch rückwärts genäht und so war auch da von Nähfreude nichts zu spüren. Sogar an eine Verzierung habe ich mich gewagt: ich habe mit Pailletten von Hand den Namen aufgestickt. Nach einem guten Jahr in Gebrauch haben sich die Pailletten angefangen zu lösen und nach zwei Kindergartenjahren waren die Namen der Mädels nicht mehr lesbar... Ich habe angefangen auf eine "richtige" Nähmaschine zu sparen.

Zwei Jahre später habe ich für "Böbeli" und meine Nichte je eine Tasche genäht, immer noch auf der alten Nähmaschine, nach dem bewährten Schnitt. Und ich habe mich sogar an eine Applikation gewagt. In der 6.Klasse hatte ich das mal im Handarbeitsunterrricht gelernt... 

 

Und dann kam meine geliebte Bernina ins Spiel. Seither macht das Nähen und sogar das Hosen-Flicken einfach mehr Spass. Ohne zu zicken näht diese Maschine alle Materialien, jeden Stich exakt ohne Fadenverwicklungen und Stoffgemorkse.

Die Kindergartentasche für Tiger war dann ein anderes Nähen. Den Schnitt habe ich ganz wenig abgewandelt, ein wenig tiefer, dafür schmaler. Und die Tochter hat sich als Verzierung eine Königin - KEINE Prinzessin! - gewünscht. Gesagt - getan! Und diese Tasche wurde ebenfalls mit Stolz zwei Jahre lang in den Kindergarten und wieder nach Hause getragen. Dementsprechend sieht sie heute auch aus...

Für das neuste Modell habe ich wieder den alten Schnitt - der Papierschnitt ist mittlerweile schon ziemlich zerknittert - verwendet. Ein paar Veränderungen habe ich aber wieder gemacht. Der Aussenstoff ist weiterhin eine jeansartige Baumwolle, allerdings ein wenig dünner als bei den bisherigen Taschen, dafür habe ich zur Stabilisierung eine dicke Einlage (Vlieseline Decovil I) verwendet, weil mir die alten Taschen zu wenig Stand hatten.

 

Als Futter habe ich diesmal Wachstuch verarbeitet, in der Hoffnung, dass sich kleinere Verschmutzungen einfach abwischen lassen.

Die Tasche hat ein kleines Innenleben: es hat ein Fach fürs Busbillett (die Kleinen fahren mit dem Postauto in den Kindergarten, bzw. in die Schule) und ein Druckknopf-Band, um den Veloschlüssel zu befestigen. Verschlossen wird die Tasche mit Klett.

 

Für "Chäfer" ist natürlich die Verzierung das Wichtigste. Er hat sich eine blaue und orange Tasche mit einem Feuerwehrauto gewünscht. Blau und orange waren kein Problem, aussen ist die Tasche nun blau, das Futter ist orange. Aber das Feuerwehrauto machte mir Sorgen.

Zuerst recherchierte ich im Netz und auf Pinterest, aber was ich fand entsprach nicht ganz meinen Vorstellungen - blöd, wenn man eigentlich schon weiss, was man will - also musste ich selber was zeichnen. Im meiner Sommerblues-Stimmung war das schwierig, denn damit ich kreativ sein kann, brauche ich eine gewisse innere Ruhe. So schob ich das Projekt lange vor mir her, bis die Sommerferien fast zu Ende waren. Zeitdruck ist manchmal ganz hilfreich...

 

Zugeschnitten waren die Stoffe schnell, auch wenn mein Schnittmuster definitiv schon bessere Zeiten erlebt hat und ich fürs nächste "Chindsgitäschli" wohl ein neues zeichnen muss. Bei diesem festen Decovil muss man unbedingt ohne Nahtzugabe zuschneiden, es ist wirklich sehr "gschtabig" (=steif).

 

Dann im August ging das Zeichnen plötzlich wie von selber :-) Als Vorlage diente mir ein T-Shirt mit einem Feuerwehr-Aufdruck. Diese Feuerwehrauto vereinfachte ich ein wenig, zeichnete es ganz im Profil und dann musste ich nur noch mit Hilfe des Kopierers die Grösse ein wenig anpassen.

Mit Vliesofix ist das Feuerwehrauto dann ruckzuck auf die Klappe der Tasche aufgebügelt und in einem Nachmittag habe ich die Applikation fertig aufgenäht.

Bis die Tasche dann ganz fertig wurde, liess ich alles noch zwei Tage setzen *grins* und dann nähte ich sie am Freitag wiederum in einem Nachmittag ganz fertig. Mein Liebster hat dann noch mit dem Stoffmalstift die Feuerwehrnummer 118 aufgemalt.

 

 

Vom Resultat bin ich diesmal überzeugt. Durch die dicke lederartige Einlage hat die Tasche einen schönen Stand und die Applikation ist richtig gut gelungen. Die regenbogenfarbenen Gurtbänder sind ebenfalls ein toller Hingucker. Es fehlt meinem Sohn einzig ein Feuerwehrmann, aber ich zeichne überhaupt nicht gerne Menschen und hatte auch keine Nerven für eine so feine Applikation. Ansonsten ist er mit seinem "Chindsgitäschli" vollauf zufrieden und sehr glücklich.

Möchte jemand eine genaue Anleitung mit Schnittmuster? Dann würde ich ein "Tutorial" in Angriff nehmen :)

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